Sonntag, 28. Juli 2013

I wie Ikarus

"I wie Ikarus" - "I... comme Icare" ist ein Film von Henri Verneuil aus dem Jahr 1979. Das Drehbuch schrieb Verneuil zusammen mit Didier Decoin. Die Musik zum Film stammt von Ennio Morricone.

In einem fiktiven Staat wird der gerade erst wiedergewählte Präsident Jary kurz vor seiner erneuten Amtseinführung auf offener Straße erschossen. Als Täter wird Karl Eric Daslow (Didier Sauvegrain) ausgemacht, der von einem Hochhaus aus auf den Präsidenten geschossen haben soll und sich kurz darauf selbst mit einer Pistole erschossen hat. Der Zuschauer erfährt hier aber gleich, dass das nicht die Wahrheit ist.

Die darauf ins Leben gerufene Untersuchungskommission ermittelt über ein Jahr lang die Fakten in diesem Fall und kommt zu dem Schluss, dass Karl Eric Daslow ein verwirrter Einzeltäter war. Lediglich der Generalstaatsanwalt Henri Volney (Yves Montand) will dem Bericht nicht zustimmen und sorgt so dafür, dass der Fall neu aufgerollt wird und zwar unter seiner Leitung. Akribisch arbeiten Volney und seine Mitarbeiter die Umstände des Attentates auf und bringen dabei einiges ans Licht, was in dem umfangreichen Untersuchungsbericht nie erwähnt wurde.

Anhand der Fotos und weniger Filmaufnahmen kommt Volney schon bald darauf, dass es einen zweiten Schützen gab, aber sämtliche Zeugen, die diesen gesehen haben konnten, starben kurz darauf bei merkwürdigen Unfällen. Je weiter Volney ermittelt, desto klarer wird ihm, dass der Geheimdienst des Staates in die Sache verstrickt ist und unliebsame Personen gnadenlos ausschaltet. Und dann bekommt er Hinweise auf die anstehende Operation "I wie Ikarus"...

In der griechischen Mythologie kam Ikarus mit seinen Flügeln der Sonne zu nahe und stürzte zu Tode. In diesem Film steht die Sonne für die Wahrheit, der Henri Volney bei seinen Ermittlungen gefährlich nahe kommt. Ein schöner und passender Vergleich. Natürlich beruft sich die Geschichte auf das Kennedy-Attentat und auch auf Lee Harvey Oswald als angeblichem Täter, aber das ist nur die Rahmenhandlung. Hier geht es eher um die verdeckte Arbeit der Geheimdienste, die den Staat von innen lenken und mafiose Strukturen aufweisen. Wer da unbequem wird, der muss um sein Leben fürchten.

Alle Action-Liebhaber können hier gleich draußen bleiben, denn "I wie Ikarus" ist bedächtig und leise erzählt, dabei aber stets faszinierend und sehr spannend. So herrlich unaufgeregt kann ein fesselnder Polit-Thriller sein, da vergehen die zwei Stunden Laufzeit wie im Flug. Unterlegt ist das mit einem fantastischen Score von Ennio Morricone, der unter die Haut geht.

In der Hauptrolle glänzt ein wahrlich brillanter Yves Montand, dem die Rolle auf den Leib geschrieben scheint. Eine erstklassige Darstellung, so etwas sieht man nicht jeden Tag. Der Rest des Casts muss sich aber ebenfalls nicht verstecken, hier ist jeder am richtigen Platz.

Insgesamt gesehen ein wirklich großartiger Film, der mich sehr begeistert und beeindruckt hat. Sollte man nicht verpassen, aktuell ist der auch heute noch.

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