Montag, 10. September 2012

Cloclo

"Cloclo" ist ein Film von Florent-Emilio Siri aus dem Jahr 2012 und beschäftigt sich mit dem Leben und der Karriere des französischen Sängers Claude Francois. Das Drehbuch schrieb Siri zusammen mit Julien Rappeneau.

Claude Francois (Jérémie Renier) wurde 1939 in Ägypten geboren. Sein Vater Aimé (Marc Barbé) war damals für die französische Verwaltung des Sueskanals tätig. Wegen der Sueskrise verließ die Familie 1956 das Land und zog nach Südfrankreich. Der junge Claude interessierte sich schon früh für Musik und spielte einige Instrumente. Einen ersten Job konnte er als Schlagzeuger einer Band bekommen, was seinem Vater sehr missfiel. Der Familie ging es finanziell nicht gut, der Vater war depressiv und kränklich und das Verhältnis zwischen Claude und seinem Vater war zeitlebens äußerst angespannt.

Claude ging jedoch seinen Weg, zog nach Paris und seiner Hartnäckigkeit hatte er es zu verdanken, dass aus ihm schließlich ein erfolgreicher Sänger, Songschreiber und Geschäftsmann wurde. Sein Manager wurde Paul Lederman (Benoît Magimel), der auch privat ein guter Freund und Berater war. Mit dem Erfolg kamen auch die Frauen und Claude war Zeit seines Lebens auf der Suche nach bedingungsloser Liebe. Ohne selbst zu solcher fähig zu sein, machte er einige Krisen durch, verarbeitete gescheiterte Beziehungen in neuen und erfolgreichen Songs.

So schrieb er 1967 aus Liebeskummer wegen der jungen France Gall den Song "Comme d'Habitude", zusammen mit Jacques Revaux und Gilles Thibault. Paul Anka schrieb 1968 dazu einen englischen Text und das Lied wurde als "My Way" ein Welthit. Frank Sinatra nahm den Song in sein Programm auf und wurde immer damit in Verbindung gebracht, auch wenn er das Lied eigentlich gar nicht so gern mochte.

Claude Francois versuchte immer, sein Leben selbst zu steuern, er hatte ein eigenes Musiklabel namens "Flèche", seine Karriere lief fast immer gut, aber er war auch ein Perfektionist und ein Kontrollfreak. Seine Mitarbeiter mussten mit seinen Launen leben, die auf seinen ständigen Selbstzweifeln begründet waren.

Privat ging es auf und ab, Frauen kamen und gingen, seine Mutter Chouffa (Monica Scattini) war spielsüchtig und musste deshalb beaufsichtigt werden, weil sie ständig Personen in Claudes Umfeld um Geld bat. Aus der Beziehung mit Isabelle Forêt (Ana Girardot) hatte Claude zwei kleine Söhne, aber er genoss als Frauenschwarm weiterhin das Bad in der Menge und hatte diverse Liebschaften mit jungen Mädchen, die ihn anhimmelten und vor seiner Wohnung auf ihn warteten.

Sein androgynes Auftreten kam nicht bei allen Menschen gut an und er musste sich auch Beschimpfungen deswegen anhören. Während seiner Karriere in den sechziger und siebziger Jahren hat er seinen Musikstil ständig erweitert und brachte schließlich auch die Disco-Musik nach Frankreich. Seine Auftritte und Kostüme waren pompös und mit den vier Tänzerinnen an seiner Seite sein Markenzeichen.

Doch Claude Francois hatte Angst vor dem Alter, seinen vierzigsten Geburtstag wollte er nicht feiern und dazu kam es dann auch nicht mehr. Am 11. März 1978 starb Claude Francois an einem Stromschlag, als er in der Badewanne eine defekte Lampe richten wollte.

In diesem wunderbaren Biopic, das mit ca. 140 Minuten Laufzeit keine Minute zu lang ist, erfährt das Leben von Claude Francois eine schöne Würdigung. Der Film ist bewegend, toll ausgestattet und fantastisch gespielt. Ein wirklich hinreißender Jérémie Renier spielt sich hier die Seele aus dem Leib und erweckt Claude Francois zum Leben. Großartig und sehr sehenswert. Die Musik geht ins Ohr und in die Beine, hier passt einfach alles.

In der Rolle des Paul Lederman agiert Benoît Magimel gewohnt souverän, auch wenn er hier kaum unter seiner Maske zu erkennen ist. Der Film gehört aber allein Jérémie Renier, der hier wirklich alles gibt und einfach nur anbetungswürdig ist. Einfach ein ganz wunderbarer Schauspieler, egal welche Rollen er auch spielt. Besser hätte man diesen Part nicht besetzen können und ihm wurde auch einiges abverlangt, wie man im Making-Of erfahren kann.

Der Film lohnt sich auf jeden Fall, denn die Musik geht nicht so schnell wieder aus dem Kopf und die Geschichte ist einfach gut erzählt. Ganz große Empfehlung. Auch der Soundtrack ist sehr schön, denn die Lieder von Claude Francois funktionieren auch heute noch sehr gut. Eine schöne Wiederentdeckung.

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